Lange musste das Publikum auf sein Kölner Schauspiel-Ensemble verzichten – zumindest live. Jetzt starten die Schauspieler*innen und Regieteams rund um Intendant Stefan Bachmann in eine neue Spielzeit.
Jan Bosse, der zuletzt mit seiner Inszenierung DIE PRÄSIDENTINNEN 2013 am Schauspiel Köln präsent war, wird die Spielzeit 2020/21 mit WARTEN AUF GODOT (En attendant Godot) eröffnen: »Nichts zu machen« lautet der erste Satz in Becketts berühmtestem Theaterstück. In einem erzwungenen Stillstand stecken die zwei Protagonisten Wladimir und Estragon an einem einsamen, verlassenen Ort fest, in einem Raum des Übergangs, einem Transitraum. Godot, der große Unbekannte, macht die Wartenden zu Bittstellern − das Leben selbst wird zum Wartespiel. Sie kommen nicht voran, sie können nicht gehen, sie müssen hoffen auf Morgen. Premiere ist am 04. September 2020.
Sprichwörtlich morgen, also am Tag nach der ersten Premiere im Depot 1, geht es am 05. September 2020 bereits mit der zweiten Premiere der Spielzeit im Depot 2 weiter: DIE HERMANNSSCHLACHT, inszeniert von dem kroatischen Regisseur Oliver Frljić, der zuletzt am Schauspiel Köln Brechts DER UNTERGANG DES EGOISTEN JOHANN FATZER inszenierte und mit der HERMANNSSCHLACHT einen Blick auf die Diskrepanz zwischen Worten und Taten, die überzeitliche Gier nach Macht sowie die eigene Rücksichtslosigkeit gegenüber unseren Nächsten wirft: Im Teutoburger Wald 9 n. Chr. wird der Cherusker Fürst Hermann von allen Seiten bedrängt. Er plant, alle Parteien gegeneinander auszuspielen, setzt auf den Hass seines Volkes gegen einen gemeinsamen Feind und wird schließlich König von Germanien. Ist Gewalt unabdingbar, um ein existierendes System zu stürzen?
Nach WINTERREISE, ausgezeichnet mit dem Nestroy-Theaterpreis in den Kategorien »Beste deutschsprachige Aufführung« und »Beste Ausstattung«, sowie SCHNEE WEISS, eingeladen zu den 44. Mülheimer Theatertagen, zum Heidelberger Stückemarkt und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin, folgt am 12. September 2020 die dritte Jelinek-Inszenierung von Intendant Stefan Bachmann am Schauspiel Köln. Dieses Mal schafft er einen Parcours durch ein stillgelegtes Theater. Die Figuren sind Übriggebliebene aus einer vorherigen Zeit. Die Zuschauenden bahnen sich den Weg zu diesen versprengten Individuen, die ums Überleben strampeln und trotzdem nicht aufhören können, hinzuschauen und zu berichten. Eine spanische Insel, ein österreichischer Politiker, eine russische Oligarchennichte − Die Namen der handelnden Personen in SCHWARZWASSER sind hinlänglich bekannt, spielen jedoch in Elfriede Jelineks Stück keine Rolle. Vielmehr zeigt sie in einer Verknüpfung von Tagesaktualität und antikem Drama wie sich rechtspopulistische Positionen, gleich einem Virus, rasend schnell ausbreiten und sämtliche Lebensbereiche infizieren.
Mit WUT steht ein weiteres Stück der Literaturnobelpreisträgerin auf dem Spielplan, inszeniert von dem vom Magazin »Theater heute« zum Nachwuchsregisseur 2016 gekürten Ersan Mondtag. Was ist der Mensch in Extremsituationen? Während andere in Zeiten der Corona-Krise Solidarität und menschliches Wachstum sehen, blickt die Autorin wenig zuversichtlich in die Zukunft: Inspiriert vom antiken Mythos der Göttin Hera, die den Helden Herakles blind vor Zorn machte, sodass er im Rausch seine Kinder tötete, erzählt sie von der Wut islamistischer Terroristen, von Anschlägen auf die Pariser Zeitungsredaktion und den jüdischen Supermarkt, wie von deutschen Wutbürgern, von zornigen Göttern, Vätern und Söhnen. WUT feiert am 25. September 2020 seine Premiere.
Masken auf!
Das Schauspiel Köln möchte seinen Besucherinnen und Besuchern ein gewohnt angenehmes und in Zeiten der Corona-Krise auch sicheres Ambiente bieten. Aus diesem Grund hat das Theater selbstverständlich ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet, das sich sowohl auf den Saalbereich (Buchungen zusammenhängender Sitzplätze bis max. 6 Personen) als auch den Foyerbereich bezieht: Vergessen Sie Ihre Maske nicht − Sobald die Zuschauer*innen im Saal Platz genommen haben, kann die Vorstellung ohne Mund-Nasen-Schutz genossen werden. Zur Kontaktdokumentation bittet das Haus außerdem um das Mitbringen eines Ausweisdokuments. Diese und weitere Maßnahmen werden zum Schutz der Gäste des Schauspiel Köln getroffen.