Der 23-malige deutsche Nationalspieler Cacau und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) beenden nach mehr als vier Jahren ihre Zusammenarbeit. Im Spätherbst 2016 hatte der ehemalige Bundesligastürmer die Aufgabe als DFB-Integrationsbeauftragter übernommen. Entscheidend für sein Ausscheiden ist, dass er im vergangenen Jahr als Teilhaber und Geschäftsführer in die Sportagentur “NESS & Network” einstieg. Diese Tätigkeit erlaubt jedoch gemäß der DFB-Satzung nicht die Fortsetzung seines Engagements als Integrationsbeauftragter. In dieser Funktion war Cacau auch Mitglied der DFB-Kommission “Gesellschaftliche Verantwortung”.
“Wir haben einiges bewegen können”, sagt der 39 Jahre alte WM-Teilnehmer 2010. “Für das mir entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich beim DFB bedanken. Ich werde mich auch künftig zur Integration im und durch den Fußball öffentlich äußern, denn das Thema wird nicht an Bedeutung verlieren.”
“Cacau hat sich mit großem Engagement für unsere vielen Fußballer*innen in Deutschland und den DFB eingesetzt und entscheidend daran mitgewirkt, die integrative Kraft des Fußballs noch sichtbarer zu machen”, sagt DFB-Präsident Fritz Keller. “Mir fallen nicht viele ehemalige Nationalspieler ein, die für eine Verbandsaufgabe so viel Zeit investiert und sich so leidenschaftlich auch für den Fußball an der Basis engagiert haben. Ich habe stets Cacaus Meinungsstärke geschätzt, und der DFB hat sehr von seinem reichen persönlichen Erfahrungsschatz profitiert. Wir verabschieden ihn jetzt nach mehr als vier Jahren als DFB-Integrationsbeauftragter mit großer Dankbarkeit und der Verpflichtung, seine erfolgreiche Arbeit fortzuführen.”
Claudemir Jerônimo Barreto, der für den VfB Stuttgart in 263 Bundesligaspielen 80 Tore erzielte, mit den Schwaben 2007 Deutscher Meister wurde und den Bundestrainer Joachim Löw 2010 für die WM in Südafrika nominierte, war vom damaligen Präsidenten Reinhard Grindel am 22. November 2016 in Frankfurt als neuer DFB-Integrationsbeauftragter der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Der Fußball reagierte damals schnell und wirksam auf den starken Zustrom geflüchteter Menschen. Vereine im ganzen Land luden Geflüchtete zum Fußballspielen ein. Der DFB begleitete die Entwicklung mit zwei Broschüren, um viele drängende Fragen etwa zum Versicherungsschutz, zur Residenzpflicht oder zum Umgang mit Traumatisierungen zu beantworten. Als neuer DFB-Integrationsbeauftragter gab Cacau bei zahlreichen Vor-Ort-Besuchen wichtige Ratschläge und suchte dabei immer das Gespräch mit den Menschen, die ihre Heimat hinter sich gelassen hatten. Mehr als 60.000 geflüchtete Menschen spielen heute, ausgestattet mit einem Spielerpass, wettbewerbsmäßig Fußball in Deutschland. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit als DFB-Integrationsbotschafter war auch das Engagement gegen Rassismus.
Zuletzt hatte Cacau die Schirmherrschaft für die Entwicklung des neuen DFB-Integrationskonzepts übernommen, das im Austausch mit Fußballer*innen und Ehrenamtler*innen an der Basis entwickelt wurde. Das Format entsprach Cacaus zentraler Überzeugung. “Für mich ist es entscheidend, dass wir uns immer wieder Zeit zum Zuhören an der Basis nehmen”, lautete von Anfang an sein Credo.
Mehr als 200 Termine hat Cacau binnen vier Jahren für den DFB wahrgenommen, darunter den Besuch eines Berliner Fußballklubs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, ein Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über grundsätzliche und detaillierte Fragen der Integration im Sport im Schloss Bellevue sowie die Vorstellung des neuen DFB-Integrationskonzepts mit Fritz Keller und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz. Ein weiteres von vielen besonderen Erlebnissen hatte Cacau im Sommer 2019, als er auf Einladung des örtlichen Fußballvereins ins sächsische Ostritz reiste und sich an der Seite von Ministerpräsident Michael Kretschmer gegen eine rechtsradikale Kundgebung engagierte.
“Der Einsatz für gelebte Integration bleibt eine wichtige Aufgabe für unseren Verband”, sagt der für Qualifizierung und Anti-Diskriminierung zuständige DFB-Vizepräsident Günter Distelrath. “Mit Cacaus Abgang verlieren wir ein wichtiges Vorbild gelungener Integration, aber wir werden, wie im DFB-Masterplan festgelegt, nicht nachlassen, Vielfalt im und durch den Fußball voranzutreiben, etwa durch Dialogveranstaltungen in den Landesverbänden und das bald beginnende DFB-Leadership-Programm für Menschen aus Familien mit einer Zuwanderungsgeschichte.”