Vor 20 Jahren wurde die nach dem DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun benannte Stiftung errichtet. Weit mehr als 22,5 Millionen Euro sind seitdem für Aktivitäten und Projekte aufgewendet worden. Am 17. Juli 2001 hatte der Deutsche Fußball-Bund Aktivitäten zur Förderung sozialer Integration, für die Unterstützung von Kindern in Not sowie die Mexico-Hilfe unter dem Dach der DFB-Stiftung Egidius Braun gebündelt.
„Das Gelingen des Stiftungswirkens wird nach wie vor wesentlich durch die starke Rückendeckung des DFB gesichert“, schreibt Egidius Braun in einem am Freitag an das DFB-Präsidium adressierten Brief. „Bis heute bin ich dem Verband aus tiefstem Herzen dankbar für diese besondere Wertschätzung. Fußball war, ist und bleibt mehr als ein 1:0!“
Egidius Braun ist inzwischen 96 Jahre alt und nicht nur im DFB ist er unvergessen. In Breinig bei Aachen am 27. Februar 1925 geboren, begann er nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Rechtswissenschaft und Philosophie zu studieren und machte sich mit dem Unternehmen „Kartoffel-Braun“ selbstständig. Konsequent verfolgte er seine ehrenamtliche Karriere im Fußball, die ihn 1992 in das Amt des DFB-Präsidenten führte. Als er neun Jahre später ausschied, verlieh ihm der damalige Bundespräsident Johannes Rau das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.
Entschlossen hatte Braun reagiert, als der französische Gendarm Daniel Nivel während der WM im Sommer 1998 von deutschen Hooligans angegriffen und schwer verletzt wurde. Als der DFB-Tross nach dem Vorrundenspiel gegen Jugoslawien informiert wurde, überlegte Braun die Mannschaft aus dem Turnier zu nehmen. „Ich fuhr an dem Abend aus Lens zurück nach Paris“, erinnert sich der damalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, „und irgendwann hieß es, Nivel sei gestorben. Bald kamen neue, gottseidank bessere Nachrichten.“ Es sei eine Tragödie gewesen, eine der schlimmsten in der Geschichte des deutschen Fußballs. „Die Umstände und Brauns Entschlossenheit“, sagt Horst R. Schmidt, „haben mich bewogen, wirklich alles zu tun, damit wir der Familie helfen können. Den DFB habe ich immer wieder an diese Verpflichtung erinnert. Irgendwann war alles gut geregelt.“
„Fußball ist immer noch einer der Leuchttürme der Gesellschaft. Man sieht dies besonders im Laufe großer Turniere. Da entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, wie wir es sonst in unserer Gesellschaft kaum noch erleben“, sagt DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge, der wie Braun aus dem Fußball-Verband Mittelrhein stammt. „Kitt der Gesellschaft, soziale Kohäsion – man kann das nennen, wie man will. Jedenfalls war es Egidius Braun, der diese emotionale Kraft des Fußballs ganz klar erkannt hat – und damit die Verantwortung des DFB, sich gesellschaftlich und sozial auch jenseits des Sports zu engagieren.“
Als im Herbst 2015 immer mehr Menschen Asyl in Deutschland beantragten, startete man gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Initiative „1:0 für ein Willkommen“. Jeder Fußballverein, der geflüchtete Menschen zum Fußballspielen einlud, erhielt eine Anerkennungsprämie in Höhe von 500 Euro. Nur eine Geste, doch tausende Vereine bekamen die Fördersumme unkompliziert und schnell überwiesen. Bis heute läuft die Initiative „2:0 für ein Willkommen“, die aktuell Qualifizierungsangebote für Menschen mit Fluchterfahrung fördert und ein Leadership-Programm umfasst. Rund 3.800 Klubs wurden seit Beginn gefördert, weit mehr als zwei Millionen Euro aufgewendet.
Nach einem Jahr „Corona-Pause“ starteten am 9. Juli die Fußball-Ferien-Freizeiten. 75 Fußballvereine sind dabei, eine Gruppe besteht aus zwölf Jungen und Mädchen im Alter von 13-15 Jahren sowie zwei Betreuer*innen. Die Idee dazu stammt von Egidius Braun. Bereits 1993 wurde dieses Programm eingeführt, an dem bis heute 40.000 Jugendliche teilnahmen und dass insbesondere kleinere Vereine bei ihrer Jugendarbeit unmittelbar unterstützt. Noch länger läuft bereits die Mexico-Hilfe, die in diesem Sommer vor 35 Jahren startete. 6,7 Millionen Euro flossen seitdem in 20 Projekte. Kooperationspartner ist das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ aus Aachen.
Unter der Geschäftsführung von Tobias Wrzesinski, der im April 2017 dem Gründungsgeschäftsführer Wolfgang Watzke nachfolgte, entwickelte man zuletzt digitale Strategien und fokussierte sich auf die Förderung von jungen Ehrenamtstalenten. Engagierten jungen Menschen aus Sportvereinen und Sportverbänden bieten sich durch die gemeinsam mit der Deutschen Sportjugend angebotene Egidius-Braun-Akademie einzigartige Bildungs- und Austauschmöglichkeiten. Lars Klingbeil, Leon Goretzka, Philipp Lahm und Harald „Toni“ Schumacher kamen als Gäste der ersten Folgen des neuen Stiftungs-Podcast „Mehr als ein Spiel“ zu Wort, mit dem man auch kommunikativ zeitgemäße Ansätze entwickelt hat. „Unsere Aufgabe ist ein großes Privileg. Wir blicken optimistisch in die Zukunft“, sagt Wrzesinski anlässlich des runden Geburtstags. Fußball war, ist und bleibt eben tatsächlich mehr als ein 1:0!