Siebachstraße 85
50733 Köln
Michelle Gurevichs Geschichte beginnt, als ihr Debütalbum Party Girl, produziert im eigenen Schlafzimmer, es irgendwie in das Land ihrer Vorfahren schafft und bald aus den Yachten russischer Milliardäre dröhnt und als Klingelton aus den Mobiltelefonen ukrainischer Mütter tönt. Als Tochter einer Ballerina aus Kirow und eines Ingenieurs aus Leningrad wuchs Michelle im kanadischen Toronto inmitten der elterlichen Plattensammlung auf, zusammengewürfelt aus Sowjet-Sounds und europäischen 70er Jahre-Klängen. Ihre ausverkauften Shows u.a. in Istanbul, Berlin, Warschau, Athen zeigen, dass Michelle Gurevich sich erfolgreich ihre eigene Nische geschaffen hat, die die osteuropäische Diaspora, die Berliner Queer-Szene und Fans der melodramatischen Balladen von Charles Aznavour, Zeki Müren und Nikolai Slichenko umfasst. Während ihre Konzerte inzwischen mehr Live-Elemente und Musiker einbeziehen, produziert sie bis heute Musik von zuhause aus und bewahrt sich dabei die ihr eigene Intimität und Einzigartigkeit des Ausdrucks – aus ihrem Schlafzimmer direkt in unsere. Ein Genre, das zwar auch auf Melodien und stilistischen Elementen beruht, aber eben viel mehr auf ihren charakteristischen fatalistisch-feierlichen Zugang zum Songwriting. Die Songs auf Michelle Gurevichs sechstem Album, Ecstasy in the Shadow of Ecstasy, handeln von einem unendlichen Verlangen und eröffnen neue Räume, um sich roh und verletzlich zu zeigen. Die wiederkehrenden Themen des Albums sind das Streben nach und Erinnern an Euphorie, Lebenskunst und -lust, romantische Freundschaften und unbetretene Wege. Dekadent, dramatisch, ernsthaft – alte Keyboards und Synthesizer schaffen eine Art einsamer Interpretation eines großen Gefühls, während die Stimme im Vordergrund von Themen erzählt, die irgendwo aus dem Gemenge des europäischen Chansons stammen. Zwischen diesen nostalgischen Motiven und einer überraschenden Aufrichtigkeit zeigen sich Gurevichs Songs tragikomisch, getrieben von Melodien, sentimental und umhüllt von einem schattenhaften Glamour. Ihre intimen und rauchigen Balladen kombinieren mit ihren beißenden, fatalistischen Texten Humor mit düsterem Realismus.