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Vor zwei Jahren erschien „Hypersonic Missiles“, das gefeierte Debütalbum von Sam Fender. Erst wurde er schon vor dem Erscheinen bei den Brit Awards mit dem Critics‘ Choice Award ausgezeichnet, dann stieg seine Platte in Großbritannien auf Platz Eins.
Innerhalb kürzester Zeit wurde Fender zu einer der wichtigsten Stimmen im Vereinigten Königreich.
In seinen ungefilterten Geschichten erzählte er von der UK und seinen Einwohner*innen, oft wütend und verletzt, aber immer auch voller Empathie. Das Urteil überließ er dabei den Zuhörer*innen. Über andere Menschen könne er problemlos Songs schreiben, denn er könne dann völlig ehrlich sein. Aber: „I can’t be completely honest about myself because everyone would think I was a miserable cunt“, so der Musiker. Dann kam Corona und der Engländer, dessen Songs davon leben, dass er dem Volk aufs Maul schaut, fand sich isoliert in seinen vier Wänden wieder. Krankheitsbedingt lebte er drei Monate abgeschirmt in seiner Wohnung und war auf sich selbst zurückgeworfen.
Kindheitserinnerungen, das Leben seiner Mutter als Krankenpflegerin und wie der Staat sie behandelt hat, sein eigenes Verhalten anderen Menschen gegenüber, die Dinge, die ihn verunsichern, wurden plötzlich zentrale Themen. Sam Fender hat sein Leben in 16 neue Songs gegossen und im Oktober unter dem Titel „Seventeen Going Under“ veröffentlicht. Was für ein Album ist das geworden! Schon lange hat kein Songwriter mehr derart politisch den Alltag in England beschrieben wie Fender auf diesem Meisterwerk.
Musikalisch noch dichter, nuancierter und stofflicher, ist sein Rocksound vielfältiger und doch homogener geworden. Hier passt alles zusammen, besonders das Zusammenspiel von Aussage und Musik ist viel bewusster als noch auf dem Debüt. Seine Befürchtung von oben hat sich jedenfalls nicht bewahrheitet. Über sich selbst zu schreiben hat ihn neue und musikalische Seiten an sich entdecken lassen. Mit „Seventeen Going Under“ feiert Sam Fender das Leben und könnte eine neue Ära begründen. Das Establishment in England sollte sich auf alle Fälle warm anziehen.