Ehrenfeldgürtel 127
50823 Köln
Sechs junge Menschen, die in Cambridge studiert haben und Lieder über das ländliche England machen: Könnte es etwas Aufregenderes geben? Nicht, wenn es sich dabei um Sports Team handelt. Die drei Gitarristen Alex Rice, der auch singt, Rob Knaggs und Henry Young, Bassist Oli Dewdney, Keyboarder Ben Mack und Schlagzeugerin Al Greenwood haben aus ihrem Leben in der Mittelschicht eine Achterbahnfahrt gemacht. Nicht umsonst war ihr Debütalbum „Deep Down Happy“ im vergangenen Jahr für den Mercury Prize nominiert, obwohl es in ihren Songs um so wenig glamouröse Dinge wie Angeln, Klapphandys, Autobahnen oder eine britische Pub-Franchise-Kette geht. Aber gerade das macht den übergroßen Reiz an dieser Alternative-Pop-Band aus.
Nach dem Abschluss fand sich das Sextett in London wieder, gefangen in Jobs zwischen Sozialarbeit und sozialen Medien. Aber zu dem Zeitpunkt waren Sports Team schon auf dem Weg, das neue große Ding aus England zu werden. Drei Tage vor dem Lockdown zogen sie zusammen, um so weiter gemeinsam an ihrer Musik arbeiten zu können. Zuvor hatten sie sich über die Jahre eine treue Fanbasis erspielt mit ihren wilden, lauten und chaotischen Auftritten und damit, dass sie anschließend den halben Saal mit in den nächsten Pub gebracht und dort weitergefeiert hatten. Danach konzentrierten sie sich auf ihre Songs und brachten ein präzises Stück Musik hervor, das den derzeitigen Post-Brexit-Zustand ihres Landes aufs Feinste seziert. Sie beschreiben das Schöne und das Schreckliche der middle class, mal mit feiner Ironie, mal als Idylle, und zerfetzen dieses komplexe Durcheinander namens England.
Die Stücke sind wie Schnappschüsse und beschreiben schnippisch und geringschätzig die Torheiten, Marotten und Frustrationen der Jugend mit harschen Gitarren, einer exaltierten Stimme, Leidenschaft und ganz viel Wumms. Kein Wunder also, dass Sports Team zur großen Nummer in Großbritannien aufgestiegen sind. Dazu passt auch ganz gut das Rennen um die Chartplatzierung des Albums auf Platz eins – welches die Band knapp gegen Lady Gaga verlor und ganz amtlich und pandemiegerecht mit billigem Bier auf einer Parkbank im Regen feierte. Im März nächsten Jahres kommen Sports Team zu uns und tun im Trockenen endlich wieder das, was sie am besten können: wilde Partys feiern.