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In England gibt es derzeit eine Gruppe junger Bands, die den Punk auf eine neue Ebene heben. Zwei Protagonisten dieser neuen, aggressiven Welle kommen im Februar gemeinsam auf eine erwartbar laute Doppel-Headline-Tour. Strange Bones und Calva Louise haben schon gemeinsame Features aufgenommen und im August am gleichen Tag auf dem gleichen Label FRKST von Highly Suspect Frontmann Johnny Stevens ihre Alben „England Screams“ und „Euphoric“ veröffentlicht. Was liegt da näher als die Freunde gemeinsam auf die Straße zu schicken? Strange Bones besteht aus Bobby (Gesang, Gitarre), Jack (Gitarre) und Will Bentham (Bass), ergänzt durch den Schlagzeuger Nathan Sanderson. Die Eltern der drei Brüder managten einige Punk-Bands der allerersten Stunde und filmten deren Auftritte. Während andere mit ihren Gleichaltrigen im Kindergarten spielten, verbrachten sie ihre Kindheit auf den Bühnen von Festivals oder schauten sich die VHS-Bänder mit Gigs von Größen wie der UK Subs oder Black Flag an. Kein Wunder, dass sie schon früh gemeinsam mit ihrem Vater Musik machten. Heute leben sie in Blackpool, das sie als in den 70ern steckengebliebenes, dystopisches Disneyland bezeichnen und verarbeiten ihre Wut auf England mit aufregendem Krach.
Schwere verzerrte Gitarren, rasantes Drumming mit Breakbeats, die auch aus dem Drum’n’Bass stammen könnten, aggressives und gerapptes Shouting und eingestreute elektronische EDM-Elemente machen sehr deutlich klar, wie angepisst Strange Bones in Wahrheit sind. Oder wie sie gegenüber Kerrang! sagten: „We’re not going to be ants with anteaters around us. If you fuck about, we’ll bite you!“ Die Grundhaltung von Calva Louise ist ganz ähnlich, doch die eingesetzten Mittel sind andere. Das Trio lebt inzwischen in Blackpool, hat aber Wurzeln auf der ganzen Welt. Sängerin und Gitarristin Jess Allanic stammt aus Venezuela, Bassist Alizon Taho aus Frankreich und Schlagzeuger Ben Parker ist in Neuseeland aufgewachsen. Entsprechend vielseitig ist die Musik: Dunkler Pop mit Latin-Einflüssen, repetitive Electronica, experimentelle Klanglandschaften oder Indie-Gitarren-Gebratze lockern das punkige Grundgerüst auf. All das lässt sie vielleicht ein wenig weniger hart klingen als ihre durch und durch britischen Kollegen von den Strange Bones. Aber die Konsequenz der musikalischen Vision wie die klare politische Haltung verbindet die beiden ebenso wie die daraus resultierende Freundschaft der Bands. Und natürlich die gemeinsame Liebe für Live-Auftritte: Für die Shows beider Bands ist das Wort energetisch vermutlich mal erfunden worden.